Salz & Proviant aus Gresten

Von Hans Karner

Ein halbes Jahr nach der Gründung des Vereines NÖ Eisenstraße 1990 erfolgte schon am 26. Mai 1991 beim Luftwirt (damals Gasthaus Scheiblauer) die offizielle Eröffnung des ersten Projektes „Der Weg des Rauheisens“. Projektträger war das Kulturreferat der Grestner Landgemeinde.
Ansprechende Hinweistafeln, deren historisch gesicherte Daten erst erhoben und das Layout gerade entwickelt wurde, sollten erstmals mit diesem Themenweg „Alter Rauheisenweg“ aus ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst werden. Nur einige Heimatkundler wussten vor 25 Jahren davon, dass Saumtiere das Roheisen vom Erzberg über Lunz, längst des Mitterauerbachs durch den Pockaugraben über den Buchberg einerseits nach Scheibbs und Purgstall - und andererseits über den Kreuzkogel nach Gresten trugen…?
Sechs Jahre vor der Grundsteinlegung  der Kartause Gaming (13. August 1332) berichtet eine alte Handschrift, dass der „Zerrenhammer in Prunnbach“ (Wiesergraben), über den steilen Hohlweg vom Kreuzkogel mit Roheisen versorgt wurde. Mit dem Baubeginn der „Dreimärktestraße“ um 1544 (über den Grubberg!) wurde der alte Weg über den Kreuzkogel als Schmugglerpfad  benutzt, um sich die Mautgebühren einzusparen.
Am Rückweg nach Süden konnten schwere Wagen mehr Lebensmittel – sprich „Proviant“ – für die Bergleute und Eisenarbeiter zum Erzberg befördern. So sicherte beispielsweise das  „Kaiserliche Salzpatent von 1571“ für
 die acht Provianthändler des Marktes Gresten den Bedarf an „Salz aus dem Ausseerland“ der Märkte Scheibbs, Purgstall und Gresten, bzw. den Bürgern und Untertanen ihrer Grundherrschaften. Mit jedem Flunder Salz (ca. 300g) floss ein Groschen Abgabe in die Marktkasse von Gresten. Mit dem Besitz des Hauses Oberer Markt 17 war auch die „Salzführerkonzession“ bis 1812 verbunden.
Am Haus Unterer Markt 9 in Gresten verrät so eine „Eisenstraße-Tafel“, dass sich um 1774 der Hochmut und Stolz des Eisen- und Provianthändlers Josef Vorauer (heute Unterer Markt 9) derart steigerte, dass er aus dem Marktrat zu entfernen wäre. Über seinen Nachfolger Johann Anderle wird berichtet, er habe 12 bis 16 Pferde im Stall…
In den folgenden Jahren entstand dann als zweiter Themenweg der NÖ-Eisenstraße, der populäre „Proviantweg“. In diese Wanderroute banden Initiatoren des inzwischen gegründeten Heimatvereins Gresten-Land zum Beispiel auch den 1988 von der Gemeinde errichteten Meridianstein ein. Der Schnittpunkt  15. Grad östlich von Greenwich mit dem 48. Breitengrad wurde ein Jahr zuvor vom Bundesvermessungsamt  Zentimeter genau eingemessen und ein Meridianstein errichtet.