Daheim fand „Tschinkerl“ Ruhe

Von Hans Karner

Sechs Wochen, nachdem der aus Oberamt gebürtige Wandermusikant Josef Aigner (62), zuletzt im bayrischen Kreisstädtchen Dillingen an der Donau sesshafte, wieder nach Brettl zurück. Nach einem viel zu kurzen Leben, schlief er am 7. Juli im Landesklinikum Scheibbs friedlich ein. Bei seiner Abschiedsfeier in der Aufbahrungshalle von Gresten war sein nicht alltäglicher Lebensweg allgegenwärtig. In bewegten Worten von Sohn Gottfried, bezeichnete Pfarrer Franz Sinhuber Josef Aigner als einen Menschen, der es mit seinen Talenten verstand Mitmenschen Freude zu bringen. Bei der anschließenden Urnenbeisetzung spielte der junge Musiker Manuel Schornsteiner auf seiner Diatonischen Harmonika zum letzten Abschied einige von „Tschinkerls“ Lieblingsstücken, die der Verstorbene im gewohnten Outfit mit einem bayrischen Kumpel einst beim 70. Geburtstag seiner Mutter Marianne vor einer großen Gratulanten und vielen Fans gespielt hatte. Unter dem Namen „Tschinkerl“ gastierte das Unterhaltungstalent zwischen 1989 und 1994 in beinahe 200 österreichischen Gemeinden. Der Ex-Maurer wollte aber als 27-jähriger in Österreich sämtliche 2.300 Gemeinden durchwandern. So hat er sich für 20. August 1990 auch in seiner Geburtsgemeinde Gresten-Land angesagt, nachdem er im Vorjahr in Wien seine Wanderungen begonnen hatte. In einem Tagebüchlein hatten sich 1990 beispielsweise der „Lederhosenwirt“ und die Schindlhütte in Gaming, Lydia die Wirtin in Randegg, die Hausberg-Spatzen von Steinakirchen und in Krems sogar Bundeskanzler Franz Vranitzky, usw. verewigt. Ab seiner Geburtsgemeinde Gresten-Land sollte auch der Amtssiegl der jeweiligen Gemeinde und der Post, das Passbild des Bürgermeisters und des wichtigsten Gasthaus im Ort aufscheinen – wünschte sich Josef Aigner. Daher lud Gresten-Land am 20. August 1990 zu einem außertourlichen „Musikanten-Stammtisch“ ein, wo unter anderem „Tschinkerl mit seiner Steirischen“ und der Bäuerinnenchor von Gresten beim „Luftwirt“ das erst Mal auftraten. Ein denkwürdiges Ereignis, wie man heute weiß. Nach vier Jahren überschritt er die Grenze nach Bayern – lernte in Dillingen eine Wirtin kennen - heiratete sie und blieb bei ihr bis zu ihrem Ableben…