Als Bauern 1597 aufmuckten

Text und Fotos wurden von Hans Karner zur Verfügung gestellt.

Nachdem im Herbst 1596 – also vor 420 Jahren – die Untertanen der Grundherrschaften des Mostviertels und ihr Gesinde ihre Ernte in Stadeln und Scheunen eingebracht hatten, zogen Agitatoren von Hof zu Hof, um die Bauern auf zu wiegeln. Die Untertanen des Auersperg von Purgstall wagten „als eine der ersten den Aufstand - und marschierten nach Wolfpassing, um das Schloss zu belagern …
Bald darauf riefen ihre Rädelsführer die Bauern von Pöchlarn bis Steinakirchen zum Aufstand gegen ihre Herrschaften – und zogen nach St. Leonhard am Forst. Als sie begannen Abgaben, Steuern und Dienste zu verweigern, brachte ein Befehl von Kaiser Rudolf II. das Fass zum Überlaufen…
Am 14. Jänner 1597 tagte der „Landtag der Stände“ und bestellte Freiherr von Litschau Wenzel v. Morakhsy zum „Generalobristen“. Das Unheil für die aufständischen Bauern nimmt seinen Lauf. Hans Markgraber, ein Binder aus Emmersdorf, wird am 31. Jänner zum Anführer gewählt. Er erobert Amstetten, Blindenmarkt und Ulmerfeld. Das Schloss St. Peter wird geplündert. Der Abt von Seitenstetten Christoph Held ließ zuvor den aufständischen Bauern Brot, Wein und eine Jause reichen, worauf das Kloster ungeschoren blieb.
Das Lager mit etwa 15.000 Bauern wird am 3. Februar von Amstetten nach Neumarkt/Ybbs verlegt. Die Schlösser Karlsbach, Seisenegg und Leutzmannsdorf wurden geplündert. Christian Haller, Wirt aus Puchenstuben, wird  „Oberhauptmann“ der aufständischen Bauern  des Erlauf- und Pielachtales.
Haller wird am 11. Februar von Markgraber nach Eisenerz entsandt, um dort Bergknappen anzufordern. Er erhält die Zusage das Tausende kommen. Kein einziger kommt! Haller sammelt auf dem Weg Bauern des oberen Ybbstales und von  Ybbsitz, Gresten  und Gaming.  
Aufstand in Gaming wegen harter Unterdrückung durch Prior Batholomäus am 2. März. In der Folge wird der Prior im Schloss Scheibbs zweimal nacheinander von Aufständischen festgenommen. Vier Tage später reiten Markgraber und Haller in Scheibbs ein, der Prior wird freigelassen. Markgraber zieht am 9. März mit seinem Haufen nach Gresten und zwingt die Hauseggerischen Untertanen zum Mittun. Schloss Perwarth wird geplündert…
Erzherzog Matthias befiehlt am 24. März Morakhsy gegen die Bauern ohne Gnade vorzugehen – und denen Nasen und Ohren abzuschneiden, wenn nötig die rechte Hand abzuhacken. Am 3. April lagert der Generalobrist in  Emmersdorf. 5.000 Bauern drohen mit der Erstürmung von St. Pölten…
Am Ostersonntag, des Jahres 1597 (6. April) überraschten Reiter des von Kaiser Rudolf II. eingesetzten Generalobristen Wenzel v. Morakhsy um 2 Uhr früh mehr als 3.000 aufständische Bauern in ihrem Lager bei St. Pölten.
Ihr Anführer Christian Haller aus Puchenstuben wurde noch in der Osternacht erschossen, die anderen schwören Hans Grieß von Wald „Friede und Unterwerfung“. 29 Rädelsführer lieferten sie aus. An diesem unheilvollen Ostersonntag plünderten Hans Markgraber aus Emmersdorf mit den Anführern der Grestner Bauern Matthias Gruber und Hans Teufel noch die Schlösser von Oberhausegg und Reinsberg.
In Gresten entgingen nur wenige Urkunden, Handschriften, Bücher, Bilder und Möbel auf Schloss Niederhausegg der Zerstörung. Die Kunde, dass der Bauernaufstand schon gescheitert wäre, erreichte ihre aufständischen Untertanen zu spät.
Im Mai 1597 tagte wieder der Landtag von Niederösterreich. Auf Betreiben von Erzherzog Matthias – dem späteren Kaiser – stand das Thema „Abstellung berechtigter Beschwerden der Untertanen“ wieder zur Debatte. Die Hartliner setzten sich allerdings durch. So kam es, dass im Juni des gleichen Jahres in Wien etwa 60 hingerichtete „Haupträdelsführer“, darunter auch elf Grestner Bauern - nämlich Matthias Gruber (Gseng), Hans Teufel (Hasenberg), Hans Angerer (Hof bei der Kirchen), sowie die Untertanen der Lehen Steyerhof, Clauß, Kollmannslehen, Mayberg, Kinten, Langsenlehen, Hintereck und Hinterrechberg - auf grausamste Weise hingerichtet wurden.
Wen wundert es, dass unter der Bauernschaft die Stimmung weiter gereizt blieb und sich das Gewitter des Bauernaufstandes von 1597 in den Köpfen der Untertanen erst langsam verzog…