Tausende flohen nach Franken

 Von Hans Karner


EISENWURZEN  Bei ihrer ersten Zusammenkunft im neuen Jahr trafen sich die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Familienforschung NÖ-Eisenwurzen & Franken zu einem Ökumenischen Gottesdienst in der Filialkirche Feichsen der Pfarre Purgstall. Dort predigte erstmals der Jungpriester Caspar Schilling schon vor 1524 über Martin Luthers berühmt geworde 95 Thesen. Purgstall war – wie der Heimatkundler Prof. Leo Prüller im Heft 33 der St. Pöltner Diözesankunde „Hippolytus“ über die Protestantenzeit berichtet - noch keine eigene Pfarre, sondern ein Vikariat von Petzenkirchen. Von 1508 bis 1541 hatte der „Herr“ Sigismund von Auersperg auch in kirchlichen Angelegenheiten für seine Untertanen ein entscheidendes Wort mitzureden. So ließ er auch erstmals Kaplan Schilling die lutherische Lehre verkünden. Auch sein Sohn Niklas (1541-1581) war ein eifriger Förderer des Luthertums. Der Bruder des Patrons, Volkhart, war sogar in Wittenberg zum Studium – und wurde nach seiner Rückkehr in seine Heimat begeisterter Vorkämpfer für die lutherische Lehre. Im Zuge der Gegenreformation mussten tausende Untertanen als „Exulanten“ das Most- und Waldviertel verlassen und nach Mittelfranken fliehen. Dann folgte das große Schweigen über dieses dunkle Kapitel der Kirchengeschichte… Erst nachdem die in Nürnberg sesshafte Gesellschaft für Familienforschung in Franken den Heimatverein Gresten-Land im Mai 1999 zu einer „Busreise in die Vergangenheit“ eingeladen hatte, wurden die ersten Kontakte geknüpft. So ergaben sich mit den Märkten Dietenhofen, Kammerstein und anderen mittelfränkischen Orten erste Begegnungen zu „Verwandten in Franken“. Es folgten regelmäßige Einladungen. Bisheriger Höhepunkt war das 2017/18 eingefädelte LEADER-Projekt mit dem Filmprojekt „VerWURZELt“ von Anita Lackenberger – dem auch ein Schüleraustausch zwischen der Musikmittelschule Gresten und der Grundschule Kammerstein folgten. Nun dachte die AG Familienforschung NÖ-Eisenwurzen & Franken bei ihrem Treffen in Feichsen laut über weitere Initiativen nach, wie man nach 20 Jahren die Region Eisenstraße und „Kernfranken“ noch intensiver gestalten könnte.