Planlose Judenvernichtung

Von Hans Karner

 74 Jahre sind ins Land gezogen, bevor am Haupteingang des Pfarrfriedhofes Gresten nach den Opfern beider Weltkriege - eine zweite Gedenktafel an das verwerfliche „Grestner Massaker“ an Juden im April 1945 dezidiert erinnert. Erst die Sanierung der Friedhofstraße und das damit verbundene Projekt „Weg des Friedens“ gab den Anstoß dazu…. So gelang es, den Bemühungen des Wieselburger Professors Dr. Johannes Kammerstätter und Grestner Zweitwohnsitzers Gerhard Burda ein weiteres „Puzzle“ dieser historischen Aufarbeitung hinzuzufügen. Unterstützt wurden sie bei der „Zweiten Friedhoftafel“ von gebürtigen Grestnern, wie Dr. Johann Bogenreiter, Mag. Norbert Mauler, sowie Gabriela und Ralph Oelmann. Damit wurde über ein dunkles Kapitel Grestner Ortsgeschichte der Mantel des Schweigens ein für allemal abgelegt… Ungefähr zehn Tage vor Kriegsende wurden im Markt Gresten 16 jüdische ungarische Männer, Frauen und Kinder von der Gendamerie einem SS-Kommando übergeben und dann am Weg nach Ybbsitz bei einem Wassergraben erschossen... Das Kriegsende kündigte sich längst an, was zum Beispiel auch für die „Organisation Tod“ zum Problem wurde. Damals traf auch in der Kreishauptstadt Scheibbs ein Transport ungarischer Juden ein. Die Kreisleitung war nicht erfreut, wie man die Leute unterbringen und verpflegen sollte, berichtet der Autor der Dokumentation „Nationalsozialismus im Bezirk Scheibbs“ Klaus-Dieter Mulley in der Bezirksheimatkunde… Am 11. April 1945 kamen überraschend Abgesandte des Arbeitsamtes Amstetten nach Scheibbs und brachten eine Verfügung für den Abtransport mit. Weil sich ein Angestellter von Scheibbs krank meldete, begann alles aus dem Ruder zu laufen… Daher organisierte das Arbeitsamt mit Hilfe der Gendarmerie Göstling/Ybbs Volkssturmmänner als Begleitung für den am 13. April um 4 Uhr früh vorgesehenen „Judentransport“ nach Scheibbs… In Göstling wurden eine Wirtschaftsbaracke mit insgesamt 42 Frauen, 23 Männer und 11 Kinder in Brand gesteckt, auf die flüchtenden Juden wurde ein „Scheibenschießen“ veranstaltet… Von Scheibbs wurden nach Randegg 100 „Erwachsene“ ungarische Juden mit 17 Kindern nach Randegg transportiert, die in der Schliefau von einem SS-Exekutionkommando und sechs Angehörigen der Hitlerjugend ins Visier genommen wurden…